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Larvenkünstler auf Abwegen - Krampus

Aktualisiert: 31. Juli

Bei den Krampus-Schnitzern im Tirol.


Krampus-Maske
Tiroler Krampus Maske

Im «andere Atelier» bauen wir, wie ihr sicher wisst, seit vielen Jahren Larven mit unterschiedlichen Materialien.

Neben dem Larvenbau interessiere ich mich auch allgemein für jegliche Form von Larven und Masken. In vielen Kulturen werden Masken aus Holz geschnitzt. Man kennt aus der näheren Umgebung die grossartigen Holzmasken der Alemannischen Fasnacht aber auch in der Schweiz gibt es eine Holzmaskenkultur. Hier sind die bekanntesten wohl die «Tschäggätta» aus dem Lötschental und die kunstvollen Holzmasken aus der Innerschweiz

Bei meinem «gwundrige» Stöbern zum Holzmaskenthema, bin ich auch auf die Krampus-Masken gestossen.

Mit dem Brauchtum bin ich wenig vertraut und die Fratzen haben es mir auf den ersten Blick nicht wirklich angetan. Doch etwas hat mich nicht losgelassen: Die Formensprache, die Handwerkskunst und die Maltechnik – alles ist so weit weg, von meiner «normalen» Arbeit in einem Basler Atelier – könnte ich das auch?

Diese Gedanken begleiten mich nun über die letzten 2-3 Jahre. Diesen Frühling war die Entscheidung reif: «Ich werde eine Krampus-Maske schnitzen». Nicht nur damit endlich meine Neugierde befriedigt wird, ich war mir sicher, dass ich auch sehr viel lernen werde. …… und wie ich gelernt habe.


Fortbildung einmal anders

Fortbildung ist in jedem Gewerbe wichtig, auch für Larvenkünstler – also ab in den Sommerferien ins Tirol. Ich habe eine tolle Bildhauer- und Schnitzschule gefunden, die mir die Gelegenheit geboten hat, mich in den Sommerferien in der Kunst des Schnitzens zu üben und meine bildhauerischen Fähigkeiten auszubauen. Die wunderbare Lage, die inspirierende Umgebung und vor allem der Austausch mit vielen anderen kreativen Geistern zählt wohl zu meinen schönsten Erfahrungen, die ich bisher in meiner Karriere machen durfte.


Ein paar Impressionen

Beim Betreten der Bildhauerwerkstatt, war mir sofort klar, dass ich meine Komfortzone verlassen habe. Der grosse Zirbenholzklotz am Arbeitsplatz und die Werkzeuge, mit welchen ich bisher nie gearbeitet hatte, waren deutliche Indizien dafür.

Begonnen hat die Reise zuerst mit einer Werkstattskizze der Maske von vorne und im Profil. Diese Aufgabe hat mich beruhigt, Zeichnen kann ich, da war ich wieder in meiner bekannten Welt.

Leider konnte ich mich nicht lange in Sicherheit wiegen, denn nach den Zeichnungen gings bereits mit der Holzbearbeitung los, nicht etwa mit kleinen komfortablen Werkzeugen, nein der grobe Zuschnitt wurde mit der Kettensäge erledigt.

So, nach dieser eher archaischen Arbeit, ging es nun endlich ans Schnitzen….. und schon wieder ist ein Gedanke aufgeblitzt: «Ich kann modellieren, dann werde ich wohl auch eine Maske aus diesem rohen Block rausarbeiten können». Kaum war der Gedanke da, kam schon die Ernüchterung. Mit einem Schnitzeisen und einem Knüppel grobe Späne weg zu schlagen, ist eine ganz andere Welt, als mit Ton oder am Computer zu modellieren. «Was weg ist, ist weg» dieser Gedanke hat mich nicht in Ruhe gelassen. Die Folgen, ich war zu zimperlich, mein Profil war schwach, einfach nicht alles so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich wusste genau, was ich wollte und die Fehler habe ich auch deutlich gesehen, doch mein mangelnder Mut ist mir in die Quere gekommen. Erstaunlich, wie sich das mit jeder Stunde geändert hat – plötzlich habe ich gesehen, was wo wegmuss und habe mich auch getraut diese Teile wegzuschlagen.

Also alles gut, oder eben doch nicht? Plötzlich ist mir meine Erfahrung mit den Basler Larven in den Weg gekommen. Es ist nun mal nicht dasselbe, ob Du einen Krampus oder einen Waggis kreierst. Wir gehen bei unseren Larven ganz anders um mit Proportionen, Gesichtszügen und Profilen. Zum Glück wurde ich vom Meister immer mal wieder, und auch früh genug, darauf hingewiesen, dass ich mich an die neue Formensprache anpassen muss.

So hat sich das durch die ganze Aufgabe durchgezogen, ob beim Schnitzen, oder beim Malen. Erster Gedanke «das wird wohl kein grosses Problem sein» - zweiter Gedanke «Ernüchterung» - dritter Gedanke «Wow, da habe ich wieder etwas gelernt».

Zugegebenermassen waren die auch die Theoriestunden sehr hilfreich, um mich mal wieder an der Proportionslehre und anderen bildhauerischen Grundprinzipien zu erinnern. – Ja, ich habe das alles gelernt, aber brauche es heute viel zu wenig.



Was ist nun mein Fazit?


Ich hatte eine tolle Zeit mit spannenden Menschen, habe viel gelernt, viel mehr als ich mir erhofft hatte. Egal, ob Du als Larvenbauer fünf oder fünfzig Jahre Erfahrung hast, Weiterbildung ist für uns alle wichtig – «schau über den Zaun!». 

Das war mit Sicherheit nicht mein letzter Ausflug in eine völlig andere Welt und die nächste Fortbildung ist bereits in Aussicht. Mit dem Resultat bin ich auch ganz zufrieden. Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte!

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